Zwangsarbeit im Rhein - Neckar - Raum. Ein Projekt an der IGMH

       


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                Tagebuch Andersen 4

 

 

Hubert Andersen,


Mannheimer Tagebuch 4.Teil



Februar, März  1945

Donnerstag 1.Februar
Ich bleibe im Lager um zur Visite zu gehen, denn seit 4 oder 5 Tagen habe ich brennende Schmerzen, die mich am Schlafen hindern - ich wasche mich von Kopf bis Fuß, dann bereite ich eine Wäsche vor, werkle herum, dann gehe ich zur Visite, aber ein Alarm erwischt uns noch vor der Suppe,  und gleich darauf kommen die Flugzeuge und machen uns ihr Geschenk, wir kehren ins Lager zurück nach einem aufregenden Geschaukel im roten Bunker, sofort machen wir uns an die Arbeit um die Stuben wiederherzurichten, die Fenster zu reparieren. Die Suppe kommt, und abends um halb sieben eine neuer Alarm mit einem ungeheuren Bombardement des Stadtviertels von 35 Minuten. Wir kehren ins Lager zurück, die Brände leuchten uns wie ein heller Tag - dann machen wir uns an die Wiederherrichtung, denn die Türen, die Fenster sind herausgerissen. Man verteilt den Trockenproviant, dann die Kartoffeln um halb zwölf in der Nacht, dann bauen wir den Ofen wieder auf, machen ein gutes Feuer und gehen dann schlafen.
Freitag 2.Februar
Die Atmosphäre besteht nur aus Rauch, und es gibt nur einen einzigen Brand überall rings um uns herum, und den ganzen Tag arbeiten wir weiter daran, unsere Bleibe wiederherzurichten und zu verbessern. Mittags bekommen wir die Suppe, und am Nachmittag setzen wir das fort - aber es gibt kein Licht und kein Wasser. Der Abend wird unterbrochen durch 3 Alarme, einer um 7 Uhr, der zweite um 9 Uhr und der dritte von halb zwölf bis 1 Uhr .
Und die Immer-Suppe
Samstag 3.Februar 1945
Ich bleibe in der Bude, während die anderen bis Mittag in die Fabrik gehen, dann nach der Suppe Versammlung um 2 Uhr 15, und man geht zum Aufräumen der Ruinen bis in die Nacht, man kehrt zurück und isst zu Abend, immer das gleiche, nichts Neues, Trockenproviant: ein Brot für 3 und Wurst und Butter, schlafen gehen.
Sonntag 4.Februar
Einige Geschwüre am Hals beginnen mich zu stören, schließlich mache ich mich um halb acht davon, um nicht aufgelesen zu werden für die Aufräumungsarbeiten. ich gehe zur Messe in die St. Elisabeth - Kapelle, denn die alte ist abgebrannt.
Anschließend gehe ich nach Waldhof, ohne Roger zu besuchen - da essen wir Püree und Braten, Kuchen und Kaffee, dann verbringen wir den Nachmittag in familiärer Weise, dann kehren wir ins Lager zurück, wo ich eine gute Bunkersuppe vom Mittag Bunkersuppe esse, dann am Abend wieder Bunkersuppe, dann Trockenproviant: ein Brot für 4, Wurst und Marmelade - schlafen gehen
Montag 5.F -
Meine Geschwüre tun mir immer noch weh, und ich bleibe in der Bude, um Kompressen zu machen, und alle anderen gehen zu Aufräumungsarbeiten in der Fabrik, mittags Suppe, - ähnliche Suppe abends -, dann Flicken und Rumtrödeln in der Bude, nicht mehr viel Lust  zur Arbeit - abends Trockenproviant: ein Brot für 5, Marmelade und Wurst, schlafen gehen
Dienstag 6.Februar
Immer gleich. Ich bleibe in der Bude, wir spielen Karten, reparieren, Suppe, danach ein Alarm und noch ein Alarm, und der Tag ist vorbei - immer noch kein Wasser, kein Licht - Abendsuppe (immer Pellkartoffeln ) - dann Trockenproviant: ein Laib Brot für 4, Butter, Wurst - schlafen gehen - man hört stark die Kanonen
Mittwoch 7.Februar
Immer noch tun mir meine Geschwüre weh, ich bleibe noch einmal im Lager, mittags Suppe und Bastelei den ganzen Tag, und abends die Suppe im Dunkeln - Alarm von 12 Uhr bis 13 Uhr 30 - ein Brot  für 15
Donnerstag 8 Februar 1945
Abfahrt von Guidat [Roger Guidat *1925] und Idoux [Raymont Idoux *1923] nach Rheinau - keine Suppe: Kaffee -
bleibe in der Bude - die Kollegen gehen zu Aufräumungsarbeiten -
Ankunft von Neuen - wir kochen ein wenig Suppe als Ergänzung der Ernährung - ein Viertel Laib, Butter, Wurst, Bratkartoffeln
Freitag 9.
Alarm 11 Uhr 30 bis 13 Uhr - Suppe um 21 Uhr - Trockenproviant:  Blutwurst, Brot, Marmelade - immer noch viele Schmerzen am Hals, nachts kann ich nicht schlafen, nehme Aspirin


Lager Diesterwegschule mit den  Spuren von Schüssen, von Bombensplittern und anderen  Kriegseinwirkungen 



















Anmerkung von Herrn Andersen zur Verpflegung bei Bopp & Reuther auf dem Waldhof:
"Ich denke, dass sie statt eines Fabrikessens Marken bekamen, um sich selber Essen zubereiten zu können." Das war sicher so und  oft für die westeuropäischen Zwangsarbeiter üblich, die in der Regel sowieso mehr Freiheiten hatten.










"Kaffee"-Becher aus der Diesterwegschule, als Erinnerungsstück aufbewahrt

 

Samstag 10.
Meine Geschwüre drücken, ich wasche mich, mache Kompressen, es tut weh - wir bekommen Blätter vom Roten Kreuz.
Brot, Butter, Sülze.
Sonntag 11.
Ich gehe weder in die Messe noch nach Waldhof, solche Schmerzen habe ich - ich schreibe viele Briefe für das Rote Kreuz - in der Bude- dann essen - den Rest des Nachmittags im Lager, es regnet, meine Geschwüre drücken, und die Elektrizität kommt zurück - wir machen uns Suppe für den Abend - die Kollegen haben Arbeit bei zivilen Leuten und werden dort die ganze Woche weiterarbeiten.
Lanz will uns nicht mehr...
[Ende des 1.Hefts]
[2.Heft]
 Montag, 12.Februar
Ich bleibe im Lager, immer noch meine Geschwüre, und ein andauernder Schmerz quält mich - ich mach Kompressen - Mittagssuppe - dann muss ich um 1 Uhr zur Visite gehen, und der  Sanitäter öffnet mir das dickste Geschwür und holt dort ein 3/4 Glas Eiter heraus - das erleichtert mich - ich gehe in Lager zurück - die Nacht ist besser für mich.
Dienstag, 13.Februar
Es geht mir besser. Ich bleibe im Lager und sehe nach dem Sani, und ich gehe zur Versicherung. Trockenproviant, Suppe am Abend, ich habe jetzt bessere Nächte.
Mittwoch, 14.Februar
Ich gehe zur Ambulanz und lasse mich durch die Krankenschwester versorgen, dann Mittagssuppe: der König speist und Trockenimbiss, dann 2 Alarme, einer mittags und einer am Abend.
Donnerstag, 15.F
Voralarm den ganzen Tag, es ist ein herrliches Wetter, es ist wirklich Frühling - aber immer noch kein Wasser - am Abend 2 Alarme, danach Schlafengehen.
Freitag 16.Februar
Ich gehe weiter zur Visite und am Nachmittag gehe ich zur "Krankenkasse" - keine Alarme, aber Voralarm bis der Nebel gefallen ist, aber am Abend ist es ruhig - Laib für 4 Männer, Marmelade und Blutwurst, Butter.
Samstag 17.Februar
Der Tag beginnt, indem ich zur Ambulanz gehe, nachdem mich gewaschen habe - Alarm um die Mittagszeit - dann die gewöhnlichen Kartenspiele, den ganzen langen Tag, um die Zeit zu vertreiben, dann bringe ich mein Tagebuch auf den aktuellen Stand, dann am Abend nach der Suppe ein Alarm
Die Tagebuch - Hefte

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag 18.Februar
Ich stehe um halb sieben auf, ein Imbiss und ich bereite mich für die Messe vor um 8 Uhr in St.Elisabeth -
dann danach gehe ich Roger besuchen, und bei ihm nehme ich ein Bad - dann diskutieren wir über dies und das
dann gehe ich nach Waldhof, wo ich zu Mittag esse: ein gutes Püree mit Bratenfleisch, dann Kuchen und Kaffee, danach gehe ich mit ihnen zu einem Fußballspiel in Waldhof und danach kehre ich nach einem Imbiß ins Lager zurück - dann sofort Voralarm, dann Hauptalarm und sofort Weihnachtsbäume [wörtl.: rote Raketen], und die Bomben fallen, wir gehen in den Keller - ein ziemlich kleines Bombardement - der Luftdruck geht bei uns durch, dann hört es auf -wir laufen zum Bunker - dann "Entwarnung - es brennt in N7 hinter dem Ufa-
Palast, dann wärme ich mit meine Suppe von Mittag auf, dann Schlafengehen.

Montag 19.Februar
Ich bleibe noch eine Zeit im Bett, dann Appell, dann gehe ich zur Ambulanz, um mich verlängern zu lassen - dann verteilt man die Marken für die Suppe - dann Alarm - und am Abend mache ich einen Gang in die Stadt um einen Halben zu trinken und dann zurück ins Lager - dann nach der Suppe gibt es einen Alarm, und wir rennen in den Bunker. In der Nacht um 3 Uhr stehen wir auf wegen eines Alarms, die Weihnachtsbäume kommen herunter, man rennt, aber nichts kommt.
Dienstag 20. Februar
Wir gehen in die Hände der "Reichsbahn" über, aber wir warten den ganzen Tag, ein Alarm um halb drei dient u ns als Aperitif für die Suppe, und wir gehen weg auf ein Bier, es regnet. Ich entdecke Flöhe an mir, und sofort wechsle ich die Kleidung, ich bringe sofort Wasser zum Kochen und lege meinen Pullover, meine Hemd und meine Hose hinein, damit sie absterben, gleichviel, es trifft das Ungeziefer - dann legen wir uns schlafen - ohne etwas Neues - meine Geschwüre sind besser, aber ich bin immer noch bei der Krankenkasse.
Abendessen = Kartoffeln und Soße und Trockenproviant: Brot, Butter und Wurst. Ich mache meine Kartoffeln mit meiner Butter heiß.
Mittwoch 21.Februar
Alarm um 1 Uhr mit Weihnachtsbäumen, man rennt in den Bunker - dann danach ein neuer Alarm, ich bleibe im Bett, dann der Morgenkaffee, ich bleibe noch im Bett bis halb neun, dann werden die Decken und Töpfe inspiziert, um sie auf die Reichsbahn zu übertragen - dann Alarm während des Appells - 2 Stunden Alarm - dann Suppe (Wasser) und neuer Alarm -
zusätzliche Suppenration, dann werkeln wir in der Bude, spielen Karten - dann hole ich Suppe und Trockenimbiss, dann 6.Alarm an diesem Tag
Donnerstag 22.Februar
Es ist ruhig am Morgen, dann 3 Alarme aufeinander, danach bekommen wir die Suppe, dann werkeln wir in der Bude, man isst zu Abend, dann Trockenproviant: immer noch ein Brotlaib für 4, und dann 2 Alarme in der Nacht bis um Mitternacht, dann Schlafengehen
Freitag 23.Februar
Aufstehen um halb sechs, dann Appell um 6 Uhr 15, ich werde einer Mannschaft für die Eisenbahn zugewiesen - bis zum Güterbahnhof nehmen wir den Zug nach Seckenheim, wo wir Schaufeln holen, um Geleise zu reparieren. Bald gibt es einen Voralarm, die Jäger kommen, um über uns umherzufliegen  -  wir retten uns in die Sicherheit des Bunkers, wo wir warten, und bald gibt es den Vollalarm - die Jäger stürzen sich auf Rheinau - dann immer noch Voralarm und Jäger. Die Suppe ist nicht gekommen, um 3 Uhr  machen wir uns auf den Rückweg zu Fuß, aber im Lager gibt es keine Suppe mehr. Ich mache mir eine wenig Suppe mit geriebenen Kartoffeln. Ich wasche mich. Heute hat man mir in der Bude einen halben Brotlaib gestohlen, was ich sehr vermisse. Am Abend nach dem Trockenproviant (ein Brot für 4, Käse und Sülze und der Suppe (Pellkartoffeln und Soße) gibt es einen Alarm. Dann ist es den Rest des Abends ruhig, wir gehen schlafen.
Samstag 24.Februar
Ich bin wieder auf der Krankenkasse. Ich bliebe in der Bude, warte auf den Appell und die Visite, und ich werkle den Morgen über allein mit Robert Noel  [= Robert Noel,*1926] in der Bude herum - am Nachmittag gibt es einen Appell, und am Abend schlafen gehen
Sonntag 25.Februar
An diesem Tag gehe ich nicht zur Messe, aber ich gehe nach Waldhof, wo wir immer noch gut essen, dann nach 2 Alarmen und der Mahlzeit im Restaurant gehen wir ins Stadion, um ein schönes Fußballspiel zu sehen, wo Laid [Machmud Laid * 24.2.15, Lager Diesterwegschule] mit Einsatz spielt - dann kehre ich ins Lager zurück und nach dem Essen gehe ich zu Bett.
Montag 26. Februar 1945
Immer zahlreiche Alarme, die Tage folgen aufeinander und ähneln sich immer. Ich kehre noch einmal nach Waldhof zurück und werde durch Schupos festgehalten, denn ich habe keinen "Ausweis" mehr. Ich verteidige mich und sie lassen mich laufen. Ich gehe ein "Stamm" essen und kehre ins Lager zurück - Suppe, Flicken und ins Bett
Dienstag 27.Februar 45
Ich erhalte meinen Schein, um am Mittwoch zur Nachuntersuchung gehen zu können - wir essen - dann nach einem Alarm gehen wir ins Kino mit Didi und Robert Noel - dann gehen wir, um ein "Stamm" zu essen in die "Landkutsche", dann daneben ins "Soldatenheim", dann Abendessen und Bett
Mittwoch 28.Februar
Am Morgen gehe ich zur Krankenkasse und lasse mich für acht Tage verlängern. Nach einigen Spaziergängen und nach einem Besuch bei Roger Erb kehre ich ins Lager zurück für die Suppe, und ich flicke meine Sachen bis zum Abend - Suppe, Trockenproviant und Bett.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Herrn Andersen aufbewahrter Mannheimer Straßenbahn-Fahrschein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

März 1945

Donnerstag 1.März
Ein guter Morgen, aber Alarm am Nachmittag mit heftigem Bombardement, wir sind im Keller in dem Luftschutzraum unter dem Lager. Alles bebt  und zittert 20 Minuten lang. Ich glaubte, dass mein letztes Stündchen gekommen sei. Sobald es zu Ende ist, rennen wir um das Feuer in den Stuben zu löschen. Dann Ende des Alarms und alles ist "kaputt", geht drunter und drüber. Man begibt sich sofort an die Arbeit, um zu reparieren, nachdem wir unsere fortgewehten Sachen wiedergeholt haben. - Am Abend nach der Verteilung von Kartoffeln und einem Laib für 7 Mann gehen wir schlafen. Mit einem guten Feuer schlafen wir inmitten der Brände.
Freitag 2.März
Wir machen weiter mit den Reparaturarbeiten und nach der Mittagssuppe werkeln wir - jetzt haben wir kein Licht mehr - Brotlaib für 4 und Kartoffeln - schlafen gehen
Samstag 3.März 45
Wir werkeln immer noch in der Stube, und so ist der Tag bald vorbei ohne andere Überraschungen als die gewöhnlichen Alarme. Ich arbeite im Büro der Reichsbahn.

Das war einer der schwersten Bombenangriffe auf Mannheim, der große Brände in der Stadt auslöste.

 

 

 

 

 

 

 

Sonntag 4.März 45
Ich gehe zur Messe und dann nach Waldhof, wo wir gut essen und mit gutem Appetit. Dann verbringt man einen ruhigen Nachmittag und kehrt zu Fuß (die Straßenbahn steht) ins Lager zurück, wo ich meine Suppe esse und schlafen gehe.
Montag 5.März
Der Tag geht vorbei, während ich immer noch herumwerkle, mache Wäsche - Daueralarm, Mittagssuppe und am Abend Kartoffeln und Trockenproviant - keine Elektrizität - dann 2 Alarme vor Mitternacht - wir stehen wieder auf und retten uns in den Bunker
Dienstag 6. März
Keine Alarme, Kräutertee am Morgen seit mehreren Tagen - dann Mittagssuppe und am Abend Kartoffeln und Soße
Mittwoch 7.März
Alarm um 11 Uhr, ich mache die Ausgabe der Brühe (Kräutertee), dann flicke ich, ich gehe zur Krankenkasse, wo ich um 8 Tage verlängert werde. Ich werkle - Mittagssuppe, dann brate ich zusammen mit Kollegen ein gutes Stück Schweinefleisch, was mit gutem Appetit zusammen mit Trockenproviant und Kartoffeln verzehren - dann zu Bett
Donnerstag 8.März
Morgens herumwerkeln. Ich bin in der Küche, brate noch einmal ein Fleischstück und koche Kartoffeln. Wir essen unsere Suppe -, dann gehen wir zum Wasserholen, dann zum Gemüseputzen - und wir essen zu Abend: Kartoffeln und Soße und Trockenproviant ein Kilolaib für 3 Tage
Freitag 9.März 1945
Der Morgen vergeht ohne Alarm. Ich wasche mich von Kopf bis Fuß. Dann kommt bald die Suppe, danach koche ich mir Kartoffeln und noch den Rest des Fleisches, dann kommt der Befehl die Bude zu wechseln, ich komme von der 11 in die 2, das ist ein wirklicher Umsturz. Wir schaffen es uns so einzurichten, dass wir die Nacht verbringen können. Ich bin zusammen mit Jeanvoine [=Lucien Jeanvoine * 1910],  Grandjean [=Robert Grandjean *1904] und Rayet [=Henri Rayet *1910] und M.Harter [=André Harter *1910]. Wir holen unser Abendessen: Kartoffeln und Soße und einem Stück Margarine als ganzem Trockenproviant. Kein Alarm. - Wir gehen zu Bett.
Samstag 10.März 1945
Den ganzen Morgen über richten wir uns in unserer neuen Bude ein - und bald gibt es die Mittagssuppe nach einem Alarm - dann eine neuer Alarm und Extraportion Suppe, und der Nachmittag vergeht während des Aufräumens, dann gehe ich ins Krankenhaus, um meine Geschwüre versorgen zu lassen und danach flicke ich meine Hose, ich putze meine Schuhe und  ziehe mich an, um in die Stadt zu gehen; gehe zum Beichten - dann Kartoffeln  ohne Soße und Leberwurst, dann Schlafengehen
Sonntag  11.März 45
Ich stehe um 6 Uhr auf um zur Messe zu gehen, wo ich an der Kommunion teilnehme, dann gehe ich gleich nach Waldhof um Gigène zu besuchen, dem ich helfe die Suppe vorzubereiten, wir essen zu siebt zu Mittag: Gégène, Ripp, Jean Colin, Marquaire , der Direktor der Firma Loos  und einer seiner Kameraden und ich. Wir essen zuerst: ein vorzüglicher Aperitif, dann Püree und Pferdebraten mit Brot, dann Beefsteak von Geräuchertem. Welch königliches Mahl! Dann Kuchen und Kaffee. Wir diskutieren und verbringen den Nachmittag in familiärer Atmosphäre. Man plaudert von der Rückkehr nach Hause, die vielleicht näherrückt. Man hört die Kanonen [der Front). Ich warte auf Gégène, der seinen Direktor an die Straßenbahn gebracht hat. Dann nachdem wir eine guten Topf voll Gefangenensuppe (von Rab Waldhof) gegessen haben und das Geschirr gespült haben, trete ich mit M.Harter [=André Harter, *1910] und Reynette  den Rückweg an. Dann nach der Rückkehr esse ich das Geschirr mit der Mittagssuppe und hebe die vom Abend auf für morgen früh, dann gehe ich schlafen. Wir haben  bekommen einen Brotlaib für 3 und eine dicke Scheibe Wurst. Ich gehe dann schlafen.
Montag 12.März 1945
Ich mache einen faulen Vormittag, flicke ein wenig herum, bevor ich ins Krankenhaus gehe, um meine Geschwüre versorgen zu lasse. Dann nach der Suppe (immer wässrig und immer schlimmer). Ich gehe wegen Neuigkeiten zu Roger Erb besuchen in S1, er ist in Seckenheim. Ich gehe ihn dann suchen in Edingen, ohne ihn zu finden, denn bei der Rückkehr gehe ich in S1 vorbei, wo ich ihn finde. Wir machen einen Treff aus bei ihm am nächsten Morgen. - Wir essen die Suppe, den Trockenproviant und gehen ins Bett.
Dienstag 13.März 45
Es ist schönes Wetter, ich stehe auf und bereite mich darauf vor, zur Visite zu gehen und dann nach Seckenheim, wo ich mit der OEG hinkomme. Ich finde Roger Erb und unterhalte mich eine einige Zeit mit ihm, während er arbeitet. Ich esse mit ihm um 3 Uhr, ich gehe weg - er geht schlafen. Ich kehre ins Lager zurück, wo ich erwarte, meine Mittagssuppe zu bekommen, aber ich habe nichts gekriegt. Bald gibt es die Abendsuppe: klares Wasser mit 3 oder 4 Rüben und einer Karotte. Der Brotlaib nimmt ein großes Stück ab, zusammen mit der kleinen Margarineration. Danach Schlafengehen. Trotz zahlreicher Voralarme sind wir von Alarmen verschont.
Mittwoch 14.März
Ich stehe ziemlich früh auf, wasche mich , frühstücke - immer noch diese Brühe ohne Zucker. Dann gehe ich auf die Krankenkasse, wo der Doktor noch einmal eine Krankschreibung von 8 Tagen gibt. Danach gehe ich zur medizinischen Versorgung ins Krankenhaus, um Salz zu holen und komme zurück für die Suppe ("Wasser"). Am Nachmittag kehre ich für einen Spaziergang in die Stadt zurück und kehre erst für die Abendsuppe zurück, die immer noch nur Wasser ist, der Trockenproviant ist ebenso mittelmäßig und ungenügend ist. Wir verbringen dann eine gute Nacht.
Donnerstag 15.März 45
Am Morgen bleibe ich ein wenig im Bett - die Wäsche von gestern trocknet. Wir gehen weg, um eine Tour in die Stadt zu machen, am Nachmittag nach dem "Wasser", gehe ich langsam durch einen wunderschönen Tag nach Waldhof, wo ich 'Gégène' besuche, dann kehre ich bis 6 Uhr zurück, esse meine Suppe. Die Decken sind eingezogen worden, und wir bekommen Decken von der Reichsbahn - dann schlafen gehen.

Am nächsten Tag Umzug ins Eisenbahnausbesserungswerk Schwetzingen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Loos war die größte Druckerei in Saint-Dié, ihr Direktor: M.Marquaire.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Roger Erb ist nach der Zerstörung der Bäckerei Kupferschmitt dem Bäcker Seitz in Seckenheim zugewiesen worden (Seckenheimer Haupststr.159 = Gasthof Löwen)