Zwangsarbeit im Rhein - Neckar - Raum. Ein Projekt an der IGMH

         


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Tagebuch Cléret





Gilbert Cléret

Tagebuch aus 

Mannheim






 

 

November 1944

Mittwoch 8.11.: Abmarsch Kaserne 12h 45 zu Fuß, angekommen Provenchères 16 Uhr, schlafen in einer Fabrik, Abfahrt am selben Abend 22.30, Halt unterwegs zwei Stunden lang, Regen, Schnee, Abfahrt Richtung Mützig 24 Uhr [Donnerstag 9.11.:] dort angekommen 9 Uhr morgens, Weiterfahrt am Abend 6 Uhr nach Mannheim.
[Freitag 10.11.:] Ankunft 5.30 – Suppe im Empfangszentrum, Tag draußen verbracht – Teilnahme am Sklavenmarkt, Schlafen im gleichen Gebäude.
Papa fragt, ob er bei Bauern arbeiten kann – geht fort mit Freund Cholley – unbekannt wohin – 1.Alarm, während zwei Stunden im Schutzraum genannt Bunker (für 800 Personen) : ich bin mit drei Kameraden als Sanitäter geblieben. – Ich habe die Adresse von Papa erfahren – großer Katzenjammer (vor allem ich) – Abendessen im Restaurant, ein Stammessen gegessen : einen Teller Kartoffeln mit Salat (80 Pfennig).

Sonntag 12.11. :] Am nächsten Tag Umzug – in einer Schule angekommen im 5.Stock (Taubenschlag), kein Dach mehr, keine Fenster – abends beschlossen zu meinem Vater zu ziehen – zu zweit in einem Bett geschlafen.
Bessere Verpflegung wie bisher – Pierre Colin, mein Schwager, ist weggegangen mit seinem Kameraden Garnier als Spaßvogel + zwei anderen.
[Sie haben in einer nicht identifizierten Autowerkstatt gearbeitet.]

Diesterwegschule vom Park

Diesterwegschule heute aus der Richtung der John-Deere-Fabrik gesehen (früher Lanz)

Das Dach bestand 1944 aus einer Betonplatte, die auf Betonstützen stand - zum Schutz gegen Bomben. Das Stockwerk war offen und ohne Wände. Innerhalb dieser Konstruktion befindet sich heute das 5.Stockwerk.

 

November 1944

Montag 13.11. : Aufstehen 5.30 – Kaffee 6 Uhr – Warten auf Arbeit – 10.30 in der Fabrik Lanz angekommen – zugeteilt als Maurer mit Papa : bis 11.30 ein Bombenloch ausräumen – Rübensuppe – Weiterarbeit bis 17 Uhr – Rückkehr zur Schule – 20 Uhr Sauerkraut in Wasser (1 Brot für 4) – Küche im Lager: 4 Polizeibeamte [aus Saint-Dié]) als Köche – 20gr Wurst

Dienstag 14.11.: Kaffee, aufstehen 5.30, weggehen 6.30 zum Arbeitsbeginn 7 Uhr – Arbeit bis 11.30 – abends Lauchsuppe – 20gr Wurst (1 Brot für 4)

Mittwoch15.11. :Arbeit wie bisher, 10 Uhr Mittagessen Erbsensuppe nicht gar - abends 1 Brot für 4 - Alarm 19.30 – schlafen gehen
Donnerstag 16.11.: Arbeit wie bisher – mittags Rübensuppe
Freitag 17.11.: zwei Wagons mit Schutt beladen – sehr müde
Samstag 18.11. : Arbeit bis 12.30- Rübensuppe – Alarm Viertelstunde – zurück zur Suppe – Alarm Viertelstunde -Gemüsesuppe – Fortgegangen 14 Uhr Spaziergang Stadt – wir essen ein Stamm - Bahnhofskantine (Gemüsesuppe) zurück 18.30 (1 Brot für 2), Kartoffeln + Soße – Alarm 19 Uhr vor dem Abendessen
Sonntag 19.11.: Aufstehen 8 Uhr – völlige Körperwäsche – Wäsche (Socken, Handtücher, Taschentücher, ohne Seife) – 3 Voralarme vormittags – nachmittags Besuch Roger, Pierret kommen uns besuchen – wir nicht da – wir gehen zum Rheinufer – essen 1 Stamm, kalt – Bomben auf Bahnhof
Montag 20.11.: Arbeit wie gewöhnlich – 1 Alarm 12.30 bis 13.30 (großer Katzenjammer) – Papa zur medizinischen Kontrolle = leichte Arbeit (abends 1 Brot für 4)
Dienstag 21.11. : Mittags Suppe wie gewöhnlich (Rüben) – abends Alarm 19.30 bis 21 Uhr
Mittwoch 22.11. : mittags Kohlsuppe (Uhr verkauft für 60 Mark + 3 Brote) dafür gekauft ein ---- und 2 Brote. Die Alliierten haben Schirmeck, Straßburg eingenommen – gute Stimmung – haben eine Brücke gesprengt
Donnerstag  23.11 : Mittags Rübensuppe – zur medizinischen Visite (Verstopfung) wie ein Hund empfangen
Freitag 24.11. : nichts Neues
Samstag 25.11. : morgens Arbeit (Alarm 11Uhr – 12.30), Suppe + Zuschlag – Alarm 15 Uhr-16.30 – dicke Suppe – Alarm 20 Uhr-20.30 – 2 Voralarme nachts
Sonntag 26.11. : 2 Voralarme morgens – 1 Dose Rindfleisch (aus Saint.Dié mitgenommen) geöffnet –Mittagsration + Zuschlag – Alarm 11.30  bis 12 Uhr – nachmittags einen Wahrsager besucht: er hat mir gesagt: ganze Familie in guter Gesundheit, Haus in gutem Zustand – haben Pierrot (Schwager) besucht, dann Spaziergang in Stadt bis 18 Uhr – Stammessen im Bahnhof – schlafen gehen 22 Uhr
Montags  27.11. :  Tee – Alarm 13.30 bis 14.30, Alarm 19 –20 Uhr – künstlicher Nebel
Dienstag 28.11. : mittags Erbsensuppe – Alarm 19-20 Uhr – Papa Herzanfall – haben Fausthandschuhe bekommen
Mittwoch 29.11. : Papa bei medizinischer Visite gewesen – erwarten die Neuigkeit – Alarm19.30 bis 20 Uhr
Donnerstag 30.11. : keine Neuigkeiten – enttäuscht – mittags Kohlsuppe – Alarm 12.30 bis 13 Uhr – nachmittags Lohn 9 Mark, Papa 14 Mark – abends Kohlsuppe – Alarm 19.30

Dezember 1944


Freitag 1.12.: Arbeit wie gewöhnlich – mittags Erbsensuppe (halber Schöpflöffel) – abends Kohlsuppe, Kartoffelsalat

Samstag 2.12. : Schuhe mit Holzsohlen bekommen („holtzschu“) – Alarm 9.30 – 12Uhr bis 12.30 – Ausgang in die Stadt um 13.30 mit Papa – Rübensalat gekauft – 2 Himbeersaft getrunken (Bahnhofskantine) – haben Pierrot besucht (Kartoffeln mitgenommen)
Sonntag 3.12.: aufstehen 7.30 – Wäsche Hemd und Socken – Katzenjammer nachmittags (nicht ausgegangen)
Montag 4.12. : wie gewöhnlich
Dienstag 5.12. : Abend Bombardement, Alarm 19.30 bis 21
Mittwoch 6.12. : Papa Arbeitsruhe, Rübensuppe mittags – 40  Arbeit aus Saint-Dié weggegangen wegen Durchfall – abends 2 Fehlalarme – nachts 3 Voralarme
Freitag 8.12.: Papa hat gearbeitet – Alarm 18 bis 19 Uhr – 2 Voralarme nachts – Geschütze die ganze Nacht gehört
Samstag 9.12. : Alarm morgens 11 bis 12.30 – Alarm 12.30 bis 13 Uhr – Rübensuppe – Rückkehr zur Arbeit um 14 Uhr; Hose geflickt von oben bis unten –ausgegangen mit Papa, einen Halben Bier getrunken – Alarm 19.20 bis 20 Uhr und 2 Voralarme
Sonntag 10.12. : Aufstehen 7.30 – rasiert – gewaschen  -gekehrt – Alarm 10 Uhr bis11.30, Suppe 13 Uhr – nachmittags ausgegangen mit Pierrot bis 17 Uhr – 2 Stamms gegessen (gut), zurückgekehrt 18.30
Montag 11.12. : Alarm 11.30 bis 13.30 – unser 1. Bombardement. Wir beide (Papa und ich) keine Mittagssuppe – 3 Bomben neben dem Bunker, davon eine am Eingang – Staub – Durcheinander – Luft nicht zu atmen – Fabrik Lanz bombardiert – Suppe um 20 Uhr – Im Lager keine Fensterscheibe mehr – abends Brände sichtbar – Geschütze die ganze Nacht Richtung Karlsruhe – 2 Voralarme nachts

Dienstag 12.12. : alle Kranken und alle Nachtschicht-Arbeiter machen Aufräumungsarbeiten bei Lanz    Alarm 11.30 bis 13.30 – Suppe halber Schöpflöffel um 14.30 – abends 1 Brot für 3
Mittwoch 13.12. : Mittagssuppe (Schweinefraß) nicht geschälte Kartoffeln - abends Papa und ich Traubensaft getrunken
Donnerstag: 14.12. : Mittagssuppe Schweinefraß, nicht essbar – abends sehr hungrig – beide sehr müde – großer Katzenjammer
Freitag 15.12. : nichts Außergewöhnliches, bessere Suppe
Samstag 16.12. : Alarm 11. 30 bis 13.30 – Rübensuppe nach Belieben – abends Stamm gegessen – ohne Papa (wollte nicht weggehen)
Sonntag 17.12. : morgens Kaffee 5.30 – aufstehen 7.30 – Wäsche Hemd, Unterhose, Handtuch – Alarm 10 bis 11 Uhr – nachmittags in die Stadt gegangen mit Pierrot 10 km zu Fuß – Kuchen – zurück mit Straßenbahn – Stamm gegessen – gehandelt Lebensmittelmarke für 1,5 kg Brot – abends Vanillemilch
Montags 18.12. : Rübensuppe zu Mittag - Alarm 13.30 bis 14.30 – Abends Handel (Unterhose, 2 Socken) 5 Laib Brot zurück donnerstags (dépassés Landau ?)
Dienstag 19.12. : 3 Alarme nachmittags – abends Nudelsuppe – bekommen 1 Waschmittel + 1 kleine Seife (32 Pfennig) – nachts geträumt Mama tot (angekündigt durch Gaby meinen 1942 verstorbenen Bruder)
Mittwoch 20.12. : mittags Kohlsuppe und Kartoffeln mit Soße – Wahrsager hat mit gesagt : Mama nicht tot
Donnerstag: 21.12 Unglückstag: mühselige Arbeit – Eisenbeton – mittags keine Suppe bekommen, weil 3 Minuten zu spät gekommen – geschlagen wie 1 Hund (2 Deutsche gegen mich) – abends 1 Stunde Alarm

John Deere Eingang
Tor 2 der John-Deere-Fabrik, früher Lanz.
Durch dieser der Diesterwegschule gegenüberliegende Tor dürften die Franzosen täglich marschiert sein.

Dezember 1944


Freitag 22.12. sehr harte Arbeit : entladen eines Waggons mit Eisenbeton-Teilen ohne Pause (beide sehr müde) – abends Alarm 18.30 bis 19.15 –  Kohlrübensuppe – 50 Zigaretten bekommen 3 Mark 50 (aufgehoben um Brot einzutauschen) getauscht 2 Paar Socken für 2 Kilo Brot.
Samstag 23.12. : morgen Waggon mit Eisenteilen entladen (Alarm 12.30 bis 13.30) – 2 Alarme nachmittags – abends Kohlrübensuppe mit Wasser – Musik und gesungen bis 23 Uhr
Sonntag 24.12. : Kaffee 5 Uhr 30 – Aufstehen 8 Uhr – Waschen – Kleiderwäsche –Alarm 13.q5 bis 16 Uhr – Suppe um 13 Uhr (Kohlrüben und Wasser ) + 1 Beefsteak (gummiartig), abends 1 Hefezopf + 0,25 l Weißwein um 21 Uhr (das 1. Stück Fleisch und das 1.Glas Wein) – Glockenläuten zum 1 Mal um 17 Uhr – Kaffee mit Zucker – Besuch von Pierrot (großer Katzenjammer) – mehrere Tausend Flugzeug über uns hinweggeflogen

Montag 25.12.: Aufstehen 7 Uhr Kaffee mit Zucker – Papa Messe 9.30 Kapelle – mittags sehr gute Suppe (Nudeln, Kartoffeln, Fleisch) – Alarm 11.30 bis 12.30 – mehrere Tausend Flugzeuge über uns hinweg – Bomben gefallen (Flak) – abends ausgegangen mit Cholley, Pierrot (Kameraden) 2 Stamms gegessen – Weißwein getrunken – getauscht 20 Zigaretten gegen 1 Brot 1 kg – Papa Zahnweh – abends Tee (warmes Wasser) 1 Brot für 6 (Hosen, Socken gewaschen)

Lanzkapelle

Die Lanzkapelle. Sie gehörte zum ehemaligen Lanzkrankenhaus und wurde nach dessen Abriss gegenüber der Diesterwegschule wieder aufgebaut. Hier dürften die Franzosen zur Messe gegangen sein.

Dienstag 26.12. : Aufstehen 6.15 – Messe 7 Uhr Kapelle – Kaffee getrunken – Hose geflickt –Mittagssuppe Kartoffeln – nachmittags ausgegangen (Stamms gegessen mit Benoit, Cholley) – Tee 20 Uhr

Mittwoch 27.12. : Aufstehen 5 Uhr 30 Kaffee –Arbeit im Freien – Alarm abends 19 bis 20 Uhr – dicke Suppe

Donnerstag 28.12.: Aufstehen 5 Uhr 45 Alarm 6.45 bis 7.15 – Waggon mit Eisenbeton leeren, beendet 16 Uhr – Alarm 13 bis 14 Uhr 30, Alarm 18.45 bis 19.30 – getauscht ein Päckchen Tabak gegen 3 kg Brot, 2 Pack Zigaretten gegen 2 kg jedes
Freitag 29.12. :  Nicht gearbeitet, kein Ausgang – Türe durch Posten bewacht – Suppe 13 Uhr 30 Kohlrüben – 6 aus unserem Zimmer am Morgen 5 Uhr 30 fort (geflohen) – Alarm 12.30 bis 13.30 – 6 andere ebenfalls geflohen - abends Kohlrübensuppe, Kartoffeln – Durchsuchung um 21 Uhr in den Zimmern – 1.Schnee
Samstag 30.12. : Aufstehen 6 Uhr – Arbeit im Freien – sehr kalt – Lohn um 10 Uhr 16 Mark, Papa 30 Mark –Alarm mittags 14.30 – Suppe 4 mal : gefrorene Kartoffeln – Alarm abends 19.30 bis 20.30 – abends Kohlrübensuppe (warmes Wasser)
Sonntag 31.12. : Aufstehen 7.30 – gezuckerter Kaffee –morgens Alarm – Mittagssuppe (gut, Nudeln, Kartoffeln um 13.30 – Papa krank (Fieber) – Durchfall – ich auch – Alarm nachmittags – ausgegangen mit Benoit (Freund) – Stamm gegessen
Unterwegs in der Straße Flugzeuge darüber – Schwarm – plötzlich 2 Bomber – Alarm in Bunker – gerade heraus neues Bombardement – Luftschutzkeller Bahnhof – abends 1 Brot für 3 – Käse – Marmelade, Butter (ungefähr 20g für jeden) –Besuch von Pierrot (Schwager)

Mitternacht  =  Saxophonmusik, Neujahrswünsche, Prozession in den Gängen (Gewehrschüsse in die Luft [draußen]) – Wäsche Hemd, Hose

Januar 1945

Montag 1.1.45 : Heimkehr- und Gesundheitswünsche für 45 – aufstehen 8 Uhr – Flicken Schuhe, Hose – mittags Alarm 11.45
Dienstag 2.1.: Aufstehen 6 Uhr – Arbeit von 7.45 an: sehr kalt (Erfrierungen) – Papa zur ärztlichen Visite – Alarm 10.30 bis 12.30 – Mittagssuppe Schweinefraß (Steckrüben, Kartoffeln) – Ludwigshafen bombardiert von 18 bis 20.00
Donnerstag 4 1. : Aufstehen 6 Uhr – Arbeit Gräben ausheben ab 7 Uhr – mittags Wassersuppe – abends Kartoffelsuppe – Alarm um Mitternacht

Freitag 5.1. : Aufstehen 5.45 – Kaffee – Arbeit ab 7.30 – mittags Suppe aus Steckrüben und Kartoffeln – 1.Alarm 12.00 bis 15.00, 2.Alarm 15.15 bis 16 Uhr – viel Mühe beim Rennen in den Luftschutzraum – Flaksplitter – Flugzeuge über der Fabrik – Abendsuppe um 19 Uhr – schlafen gehen 20 Uhr (Wahrsagung Rückkehr am 27.)
Samstag 6.1. : Aufstehen 6 Uhr – Arbeit wie gewöhnlich – Alarm 10.30 bis 13.30 – Steckrübensuppe – getauscht 1 Rasierer gegen 3 kg Brot ( 1 kg Geschenk) – Suppe aus Kohlrüben, Kartoffeln
Sonntag  7.1. : Aufstehen 5 Uhr 30 – Messe um 7 Kommunion mit Papa – Kaffee bei Rückkehr – Wäsche (Socken, Handtuch, Taschentücher) – Alarm 11 Uhr bis 13.30 – nachmittags Besuch Pierrot Stamm essen (Bahnhofskantine) – Alarm 20 Uhr bis 20.30 – Alarm 24 Uhr bis 1 Uhr morgens
Montag 8.1. :  Aufstehen 6 Uhr – Arbeit im Freien (sehr kalt), Papa sägt Barackenholz – Alarm 10.30 bis 12.30 – Rückkehr ins Schulhaus – kein Feuer – warme Suppe gekommen – 40 Russen (geschickt, neues Quartier)
Dienstag 9.1. : Mittags Suppe Kartoffeln, Steckrüben Alarm abends – nachts Schnee
Mittwoch 10.1. : Papa Arbeit Baracke –  mittags Alarm 11.30 bis 13.30  Suppe (Erbsen, Kartoffeln, Steckrüben) 2 Rationen – angekommen 127 Kriegsgefangene – Abendsuppe + 5 Pellkartoffeln + Soße
Donnerstag 11.1. Arbeit wie gewöhnlich – Ankunft der 6 Geflohenen (Rückkehr) – Papa Herzanfall nachts – ich Grippe (nichts gegessen)
Freitag 12.1. Arztbesuch Papa und ich – 8. 30 bis 11.30 Papa hat einen Ruhetag, ich nicht anerkannt – Alarm 24 Uhr bis 1.30
Samstag 13.1. : Alarm 12 Uhr bis 13.30 – abends Alarm 20 bis 21 Uhr – Linsen lesen
Sonntag 14.1. : morgens bin ich dran Kaffee in den Küchen zu holen – aufstehen 7 Uhr – weggegangen mit Dreifus 9.30 nach Waldhof einen Freund besuchen – Anglade und Barondeau und Tintin gesehen – mittags 2 Stamm gegessen – Jagdflugzeuge am Morgen (schönes Wetter). Ich bin in der Amicale gewesen – abends zwei Stamms gegessen – 4 Alarme abends –mittags  Suppe: Nudeln, Kohlrüben, Linsen
Montags 15.1. morgens ausgeruht im Zimmer mit Papa (müde) – Polizist kommt uns zur Arbeit  holen um 9 – gedroht dass wir nach Frankfurt  – sehr kalt - Alarm 12 bis 14 Uhr.
Dienstag 16.1.: Alarm 10.30 bis 11.30 – Alarm 12 Uhr bis 12.30
Mittwoch 17.1. : sehr kalt – kein Alarm – Lohn erhalten 26 Mark – Papa 63 Mark – abends 5 Pellkartoffeln + Soße ( 1 Brot für 3)
Donnerstag 18.1. : Tauwetter – Pfefferminztee – Alarme 11. 30 bis 12.30 und 12 .45 bis 13.30 - Mittagssuppe Schweinefraß – abends Kohlrübensuppe

Diesterwegschule Eingangsbereich

Januar 1945

Freitag 19.1 : Schneesturm – Alarm morgens – Suppe Schweinefraß – abends angebrannte Pellkartoffeln
Samstag 20.1. : Arbeit  7.15 –  Alarm 11 Uhr bis 12.30 – Friseur 14 Uhr – ließ mich zum ersten Mal rasieren – Papa getauscht 1 Hose für 10 kg Brot – Bombardement von  Mannheim – Stamm gegessen – Schäden angesehen – Brand – 1 amerikanisches Flugblatt aufgelesen – für morgen Linsen gelesen – abends angebrannte Pellkartoffeln – 7 Kartoffeln

Sonntag 21.1.:  Schnee 20 cm - kein Feuer - Durchzug - Brustkatarrh - Katzenjammer - Alarm 11 Uhr 14 - großes Bombardement der Fabrik Lanz - kein Wasser mehr - kein Strom - Pierrot nicht gesehen

 

Heutige Straßenfront der Diesterwegschule mit Spuren von Bombardements und Splittern

Montag  22.1. : kein Wasser, kein Strom, keine Heizung – Aufräumungsarbeiten in der Fabrik – 13 Uhr sehr gute Suppe Gerstengraupen – abends angebrannte Pellkartoffeln  – Papa arbeitet bei Aufräumungsarbeiten
Dienstag 23.1. : kalt – Suppe 13 Uhr – abends angebrannte Pellkartoffeln
Mittwoch 24.1. : mittags keine Suppe – Bäckerei geschlossen – 1 Brot für 4
Donnerstag  25.1. :  Papa arbeitet mit uns – Suppe Karotten, Kartoffeln, weiße Rüben – meine kaputten Schuhe gezeigt – muss morgen nicht arbeiten
Freitag 26.1. : Abfahrt von 14 Kranken 18 km von Mannheim weg – nicht gearbeitet – Wäsche Hemd, Hose – Papa sehr ausgekühlt zurückgekommen – Schuhkontrolle, ein Paar bekommen
Samstag 27.1.: nicht gearbeitet, kein Alarm – Mittagssuppe 1 Liter Wasser mit Fett – nachmittags rasiert – fort in die Stadt mit Papa – Bier getrunken – weggegangen mit Benoit 2 Stamm essen – zurück 19 Uhr – ein Brot für 2
Sonntag 28.1. : Aufstehen 7.30 – Kaffee – geschlafen bis 12 Uhr – kein Feuer – große Erkältung, beginnende Nebenhöhlenentzündung – sehr kalt – Alarm nachmittags und am Abend – Besuch von Pierrot
Montag 29.1. : Aufstehen 6 Uhr – Abführtee – Papa zu ärztlicher Visite – nicht gearbeitet – Alarm 11.30 bis 13.30 – Alarm 15 bis 17 Uhr – Jägerflugzeug bombardiert – 2 Bomben mit 100 kg auf das Lager
Dienstag 30.1. : Papa zur Visite (3 Tage keine Arbeit) – Aufstehen 6 Uhr Kaffee – die ganze Nacht gehustet – sehr kalt – versteckt unter den Decken – alle Kranken in ein besonderes Zimmer – gute Nachrichten – Mittagssuppe (Wasser mit Fett) 1 Brot für 3 – Papa hat Schlafplatz gewechselt
Mittwoch 31.1. : Aufstehen 5 Uhr – Kaffee – 100 Mark bekommen – 1 Brot für 4 – Honig – Wurst – ein Paar Sandalen (?) im Winter (für 6 Mark).

Februar 1945


Donnerstag 1.2
.: Schuhe zur Reparatur gegeben – nicht gearbeitet – 1 Alarm morgens – 7 Uhr bis 8.30 – 1 nachmittags (Bombardement) – 1 Alarm abends (großes Bombardement 20 Minuten) – beim Hinausgehen vom Bunker: alles brennt, hell wir am lichten Tag – das Lager steht noch – Türen und Fenster herausgerissen (schon 2mal repariert) -  Abendessen um 23 Uhr (Kartoffeln ohne Soße)
Freitag 2.2. : Kein Wasser, keine Elektrizität – am Morgen hat niemand gearbeitet – Lanz gestern bombardiert - Mittagssuppe : Kartoffeln Wasser – Wasser schleppen – 1 Alarm nachmittags – abends Alarm 22.30 bis 0.30
Samstag : 3.2. : Straße freigeräumt –Arbeit mit der Hand, keine Schaufel
Sonntag 4.2. : Aufräumungsarbeitern – mittags Suppe im Bunker - Nachschlag – abends1 Ofen zu einem Einheimischen getragen 500 Meter (3.Stock): gegeben 125 g Nudeln, 1 Glas Wein – mittags Nudelsuppe, Kartoffeln – gegeben 1 Hose für 10 kg Brot
Montag 5.2. : Arbeit bei Lanz – Aufräumungsarbeiten – Suppe aus dem Bunker – mittags Nachschlag
Dienstag 6.2. : morgens Arbeit bei Lanz – um 12 Uhr Alarm – nachmittags nicht gearbeitet – Stamms am Bahnhof – abends: Kartoffeln, Soße – 40 Zigaretten für 3 kg Brot
Mittwoch 7.2. :Alle arbeiten bei Aufräumung – ich in einer Milchhandlung – morgens Vesper und abends + ein wenig Bier – 1 Brot für 5 + 5 kg Kartoffeln - Papa arbeitet in der Stadt
Donnerstag 8.2.: Arbeit bei einem Privatmann – guter Platz: morgens Milchkaffee 2 mal – 2 Vesper Kaffee mit süßer Milch – abends Vesper mit Kaffee (1 Brot für 10, Kartoffelsuppe)
Freitag 9.2. : morgens Suppe – Arbeit im gleichen Haus – mittags Suppe im Lager  (warmes Wasser) – 2 Alarme – 1 Brot für 4
Samstag 10.2 :Gleiche Arbeit bis 18.30 – nachmittags waschen – keine Elektrizität, kein Wasser – abends Stamms gegessen – 1 Brot für 3 – 1 Alarm
Sonntag 11.2. : aufstehen 6.30 – Arbeit 7.30 – Metzgerei bis 12 Uhr – zu Mittag 10 Kartoffeln mit Soße – nachmittags: in 1 Topf Kartoffeln für die 3 gekocht – Besuch Roger und Pierrot – 100 Zigaretten gegeben (für 7 kg Brot) an Roger – Papa weg mit Roger, Pierrot Stamm essen in der Stadt – ich nicht weg – krank – 1 Brot für 5, 1 Schmelzkäse + Marmelade – 2 Alarme

Februar 1945

Montag 12.2. :Papa weg zu Arbeit 6.40 Gräben bauen – ich ähnliche Arbeit 7.30 –Versper 10 Uhr Milchkaffee +heiße Milch – mittags Suppe im Lager – nachmittags Arbeit draußen Regen - 1 Brot für 4
Dienstag 13.2.:  3 Alarme – Arbeit wie gewöhnlich 1 Brot für 4
Mittwoch 14.2.: 2 Alarme am Tag, 2 nachts ab 1.30 – morgens müde –tags Geschütze gehört
Donnerstag 15.2.:Bombardement und MG-Feuer [Jagdflugzeuge] den ganzen Tag – alle arbeiten, Kranke und die Ohne-Schuhe – 1 Brot für 4 –Kartoffelsuppe abends
Freitag 16.2. : wie gewöhnlich
Samstag 17.2. :1 Alarm morgens – nachmittags Hose gewaschen – Stamm in der Stadt gegessen
Sonntag 18.2. : aufstehen 6 Uhr – Kaffee – geschlafen bis 9.30 – ganz gewaschen – Arbeit bei Privaten (1 St.): 200 g Brot +  5 Mark – mittags Nudelsuppe, Kartoffeln + Nachschlag – nachmittags 8 Pellkartoffeln für 3 – Besuch Pierrot – Papa mit ihm weg
Montag 19.2. :
Aufstehen 5.30 – Aufräumen Keller des Alten – Alarm morgens – nachmittags Arbeit bis 17.00 – nachts Alarm 2.30 bis 3 Uhr
Dienstag 20.2. : (105.Tag) – 117. Alarm – niemand arbeitet – warten auf Abmarsch Decke und Topf unten am Bett – Weggang von Lanz um bei Reichsbahn zu arbeiten
Mittwoch 21.2. nicht gearbeitet – im Lager geblieben – Sachen geordnet, Regen – tags Bombardement + 6 Alarme (Rekord) und 2 nachts
Donnerstag 22.2. : aufstehen 6 Uhr – Appell 8 Uhr – Arbeit 5 km von Mannheim (zu Fuß) – 5 Alarme + 2 nachts – Suppe 17.30
Freitag 23.2. : Arbeit 5 km entfernt zu Fuß – morgens 2 Alarme – Suppe 15.30 –morgens in den Bunker –Arbeitsende 16.30 zurück im Zug 17.15
Samstag 24.2. :  Arbeit 3 km zu Fuß – ganzen Tag Bombenlöcher füllen –abends 1 Brot für 5 Sonntag 25.2 :  fertig für Arbeit, aber nicht gearbeitet – 2 Alarme, mittags klare Brühe – abends keine Suppe, Brot für 4
Montag 26.2. : Arbeit wie bisher – mittags Kartoffelsuppe – abends Pellkartoffeln (4) + Soße

Dienstag 27.2., Mittwoch 28.2.:
wie bisher

März 1945

Donnerstag 1.3. : morgens abgeladen Wagon Aufschüttmaterial – 2 Alarme –Alarm 15 Uhr : allgemeine Bombardierung Mannheims und Region – um 16 Uhr Bunker verlassen – überall Brände – alle zurück ins Lager – dann 4 Alarme + 2 nachts – 1 Brot für 7 und 4 Pellkartoffeln
2 Kameraden wo ? in Mannheim verbrannt + 1 Gendarm verschwunden
Freitag 2.3. : kein Morgenkaffee – mittags Kartoffelsuppe – nicht gearbeitet – Fenstern und Türen repariert – abends 1 Brot für 3 + kleines Rädchen Wurst
Samstag 3.3. : nicht gearbeitet, keine Schuhe – danach weggegangen 3 km Brot holen (3 mal 1,5 kg) zurück 16 Uhr –3 Alarme
Sonntag 4.3. : nicht gearbeitet alle beide – Besuch Pierrot (Schwager) – abends keine Suppe – 1 Brot für 4 + Wurst – Suppe im Bunker gegessen Nudeln (2 Rationen)
Montag 5.3. : morgens 1 Suppe im Bunker – Arbeit wie bisher – mittags klare Suppe wie üblich
Dienstag 6.3. : wie üblich
Mittwoch 7.3.: verschwundener Gendarm gefunden (tot) – abends Gebet für ihn
Donnerstag 8.3.: Schuhe mit Holzsohlen bekommen – nicht gearbeitet
Freitag 9.3. : Änderung Verpflegung (Reichsbahn) 1 kg Brot für 3 Tage, 10g Margarine + 5 Pellkartoffeln
Samstag 10.3. : Zimmerwechsel : nach  Arbeitsgruppe ausgerichtet – mittags klare Suppe- nachmittags nicht gearbeitet – abends 1 Stamm (kalt) gegessen – Papa Probleme mit Füßen

Sonntag 11.3. : morgens Kaffee  6.30 – aufstehen 7.30 – Hose flicken – vormittags gefundene Kartoffeln nach Schweineart gekocht (mit Zwiebel) –Suppe 12 Uhr – Alarm – nachmittags Besuch Pierrot – alles gewaschen – abends Vesper 1 Brot für 4 – 1. Mal abends Klare Suppe
Montag 12.3. : Papa in Klinik – bin bei ihm dort geblieben – gut verpflegt – guter Doktor, gute Pflege
Dienstag 13.3. : niemand gearbeitet – schlechte Verpflegung – Suppe abends Weißrüben, Karotten nicht gar – 1 Brot für 1 Tag + Wurst – Papa besucht
Mittwoch 14.3. : 1 Brot für 3 Tage – mittags Wassersuppe – abends Weiße Rüben, Kartoffeln
-habe Wunde am Fuß – schlecht gehen – Besuch bei Papa


Tagebücher von Gilbert Cléret

März 1945

 

Donnerstag 15.3. : Abfahrt 80 Kameraden in Umgebung – übrig 93 – Besuch bei Papa
Freitag 16.3. : gearbeitet 5 km entfernt – 1 Brot für 3 – abends Suppe wie gewöhnlich
Samstag 17.3. : 160. Alarm : 2 tagsüber, 2 nachts – müde – Panzersperre – Kanonendonner (25 km) – sehr demoralisiert – nicht bei Papa (zu viele Alarme)
Sonntag 18.3. : Aufstehen 5.30 – Kaffee – reparieren- 1 Stunde bei Privatmann gearbeitet – 6 Alarme tagsüber + 2 nachts – mittags Suppe mit Fleisch (2.Mal), Salat, Gemüse, Fleischsoße, 2 Kartoffeln – abends 1 Brot für 2 – Suppe wie gewöhnlich
Montag 19.3. : nicht gearbeitet – Fuß geschwollen 

Danach nicht mehr möglich mein Tagebuch zu führen, zu viel neue Ereignisse.

Ende März Evakuierung der Deportierten Richtung Heidelberg – Papa geht mit zwei Krücken (nach Klinikaufenthalt)  - können dem Konvoi nicht folgen –bleiben in kleinem Dorf bei Mannheim ( ?) – einquartiert in Unterstand (gebaut von Einheimischen) – schlafen auf Bretterbank – Essen Brotreserve + wenig Marmelade in Glasgefäß (Ration für mehrere Tage) –Dorfeinwohner sehr freundlich – alle Morgen ein wenig warmen Kaffee gebracht -Brot

Einige Tage geblieben – nachts Kanonen ganz nahe.

Eines Morgens (Karfreitag) steigt eine russische Frau, die bei uns befand aus dem Unterstand hoch und ruft uns zu: „Amerikaner! Vil Panzer !“
Wie steigen ins Freie hinauf und sehen tatsächlich (gerade noch zu erkennen) auf der Autobahn Panzer, Lastwagen usw. und Soldaten zu Fuß (Kanadier). Wir waren zufrieden, mein Vater hat sofort seine Krücken weggeschmissen und wir haben uns umarmt.
Am nächsten Tag sind wir nach Mannheim zurückgekehrt und Pierrot und seinen Freund Hiehn aus Marzelay wiederzu finden. Wir haben sie in der Autowerkstatt gefunden, wo sie gearbeitet haben. Aber wir blieben nur in den Kellern. Wir waren sehr froh uns wiederzufinden.
Wir haben eine Suppe gekocht und geschlafen so gut es ging. Dann haben wir beschlossen nach einigen Tagen auf jeden Fall nach Saint-Dié heimzukehren. Ich habe eine Patrouille französischer Soldaten gefunden, die durch Mannheims Straßen zirkulierten. Ich habe einen von ihnen angesprochen und gefragt, ob es möglich sei, den Rhein zu überqueren, um nach Frankreich zu kommen. Er hat gefragt, wie viele wir seien: 4. Also werden 2 in dem 1.Truppenkonvoi mitgehen, versteckt in einem Lastwagen auf dem Boden liegend. Die anderen zwei sind auf dem gleichen Weg gefolgt mit einem 2. Konvoi. Wir sind nach Zweibrücken gekommen, dann hat uns ein anderer LKW nach Straßburg mitgenommen.
Dort Befragung, Desinfektion, Essen, dann Abfahrt vom Straßburger Bahnhof in Viehwaggons bis Lunéville – Autostop bis Etival – dann Autostop bis Saint-Dié. – Angekommen in Saint-Dié am 7.April 1945, dort am Ortseingang haben wir die anderen beiden getroffen, die in der gleichen Zeit auf einer anderen Strecke angekommen waren. Aber ach! Als wir an unserem neuen Haus ankamen, 1939 gebaut, war da nicht mehr als ein Haufen Asche.
Aber wir haben unsere ganze Familie in guter Gesundheit wiedergefunden.

 

Ende